· 

Leseprobe: Wie ein Vater-Gehirn entsteht

Leseprobe aus Den Liebescode begreifen, Ute Karnahl, über das Vater-Gehirn

Wie entsteht ein Vatergehirn?

 

In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass sich auch der gesamte Hormonhaushalt der Väter als Reaktion auf die Schwangerschaft der Mutter verändert. Insbesondere während der letzten Wochen vor der Geburt erleben viele werdende Väter einen „Nestbauinstinkt“ infolge eines veränderten Hormonspiegels. Darüber hinaus steigt ihre Empfindlichkeit und Wachsamkeit auf das Doppelte an. Bei Präriemäusen wurde eine erhöhte Aggressivität gegen Eindringlinge nach der Paarung gezeigt, besonders augenfällig war dies bei den männlichen Tieren.

In den ersten Wochen nach der Geburt geht das Testosteron der Väter um ein Drittel zurück. Gleichzeitig befindet sich ihr Östrogenhormon der Fürsorglichkeit auf einem ungewöhnlich hohen Wert. Diese Werte beginnen sich erst ca. 6 Wochen nach der Geburt wieder einzupendeln und erreichen erst wieder die originalen Werte, wenn das Kind laufen kann. Das bestätigt eine Langzeitstudie an ca. 600 Männern in den Philippinen. Sobald ein Kind auf der Welt war, zeigten sich bei fast allen Männern Veränderungen des Hormonspiegels. Je mehr sich ein Mann um seinen Nachwuchs kümmerte, umso stärker sank das Testosteron. War das Kind gerade erst auf die Welt gekommen, zeigte sich zudem ein deutlicheres Absinken des Hormons, als wenn das Kind bereits über einen Monat alt war. Vaterschaft mindert die Testosteronfreisetzung, so dass bei Männern vermehrt liebevolles fürsorgliches Verhalten auftritt. In der Studie wurde gezeigt, dass vor allem jene Männer mit den höchsten Testosteronwerten eine Partnerschaft eingegangen sind und dass sich ihre Testosteronwerte bereits durch diese Partnerschaft deutlich verringert hatten. Sie verringerten sich nochmals stark, als sie Vater wurden. Ebenso sank der Testosteronwert ab, wenn die Kinder bei den Eltern im Bett schlafen durften. Dadurch verbessert sich die Fähigkeit, Signale im sozialen Miteinander aufzunehmen und zu interpretieren sowie eine Bindung aufzubauen. 

 

Eine Bindung zum Kind bauen Väter mit den gleichen Gehirnschaltkreisen auf, wie die Mütter, wenn auch etwas langsamer. Die Belohnung des Bindungsverhaltens durch Wohlbefinden und Glücksgefühle lassen die Sucht nach Wiederholung entstehen. Es sind die gleichen Verliebtheitssysteme der Paarbindung, nur jetzt in Bezug auf das Baby. Als Signal für die Entstehung einer Bindung im Vatergehirn fungiert das Lächeln des eigenen Kindes, nicht das fremder Babys.

Neugierig? Mehr dazu und alle Quellen im Buch