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Was ist Systemische Beratung/Therapie?

Systemische Beratung, Therapie aus Konstruktivismus und Systemtheorie mit dem Ziel von Ressourcenaktivierung

Was ist systemische Beratung/Therapie?

 

Ziel systemischer Beratung und Therapie ist es, die Klienten zu befähigen, ihre Probleme besser zu lösen als bisher,
eigene Ziele und Lösungen zu formulieren
sowie die bereits vorhandenen unbewussten Ressourcen dafür zu aktivieren und zu nutzen.

 

Dabei versteht sich der systemische Berater als Experte für gute Gespräche, nicht jedoch als Experte für Lösungen des Klienten. Der Klient selbst wird als Experte für seine Lösungen gesehen. Grundlegendes Ziel der Beratung ist es, neue Informationen zugänglich machen, den Beteiligten des Systems ein gegenseitiges Zuhören zu ermöglichen, die Gedanken weg von den Problemen auf mögliche Lösungen zu lenken sowie notwendige Ressourcen zu mobilisieren.

 

Wesentliche Einflüsse auf die systemische Denkweise stammen aus Systemtheorie und Konstruktivismus, aus der Kybernetik sowie aus der Informations- und Kommunikationstheorie. Sie beinhalten Konzepte, die sich mit sich selbst erhaltenden Prozessen und mit der Störung solcher Prozesse beschäftigen. Diese Überlegungen wurden dann von systemischen Denkern wie Bateson, Watzlawick, Satir, de Shazer u.a. aufgegriffen und weiterentwickelt.

 

Konzepte der Systemtheorie wurden durch Gregory Bateson erstmals auf kommunikative Prozesse angewandt und durch Paul Watzlawick systematisiert und erweitert. "Familien, Gruppe, Teams lassen sich in vieler Hinsicht als System beschreiben, demnach ziehen Veränderungen von Teilen stets kompensatorische Veränderungen in anderen Teilen nach sich. Diese Zusammenhänge müssen immer mit in eine Beratung einbezogen werden, es ist nicht möglich, nur das Individuum einzeln und isoliert zu betrachten. Der Beginn systemischen Denkens in Beratung und Therapie wurde weiterhin entscheidend geprägt durch M. Ericksons hypnotherapeutische Praxis.

 

Eine wichtige Weiterentwicklung begann in den 70er bis 80er Jahren am Mental Research Institut in den USA durch die Erkenntnisse des Konstruktivismus. Die Ideen des Konstruktivismus brachten Neuerungen für die systemische Therapie.Ein Berater oder Therapeut kann demnach ein System nicht von außen beobachten, sondern trägt als Teil des Systems zur Veränderung selbst bei. In der lösungsorientierten Therapie schließen sich Therapeut und Klient zusammen, um eine therapeutische Einheit zu bilden, die auf gegenseitigem Vertrauen und Kooperation basiert.

Aus der konstruktivistischen Grundidee, dass wir keinen direkten Zugang zur Welt da darußen haben, also niemand zu sagen vermag, wie die Welt wirklich ist, lässt sich ableiten, dass alle Konstruktionen der Klienten gleichermaßen gültig sind, dass jede Konstruktion gute Gründe und Berechtigung hat sowie dass es wenig Sinn hat, über die Richtigkeit oder Angemessenheit der jeweiligen (unterschiedlichen) Konstruktionen zu diskutieren. Jede Konstruktion hat Konsequenzen, für die derjenige selbst verantwortlich ist. Methodisch bedeutet das im Beratungsgespräch, die subjektive Wirklichkeitskonstruktion der Klienten zu hören, ihre Auffassung der Realität zu akzeptieren, damit also die individuelle Eigenart der Klienten zu respektieren. Gleichzeitig wird die individuelle Subjektivität deutlich, wenn die verschiedenen Konstruktionen aller Beteiligten des Systems ausgesprochen und gehört im Raum stehen. Im Zentrum der beraterischen Arbeit steht die Herausarbeitung der Ziel- oder Lösungsvision – und zwar derjenigen, der die Klientin zuneigt.

 

Eine weitere Entwicklung der systemischen Denk- und Arbeitsweise erfolgte in den 90er Jahren durch den Einbezug der Sprache als Medium zur Konstruktion von Realitäten Sozialer Systeme, vermittelt durch den Austausch erzählter Gewissheiten. Neu war, vorauszusetzen, dass Realitäten durch Sprache und sprachlichen Austausch unter den Systemmitgliedern konstruiert und bestätigt werden. Das muss im therapeutischen Kontext beachtet werden.

 

Diese Ausführungen zeigen die gemeinsamen konstruktivistischen Grundannahmen, wie sie von Maturana und Varela beschrieben wurden über das Hervorbringen von Realität und den sprachlichen Austausch darüber, vgl. die Blogbeiträge „Ein wenig Philosophie...“

 

 

 

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