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Wie wir Handlungen bewerten


Über das limbische System - Wie wir das Gleichgewicht sichern und Handlungen bewerten

 

Im Verlauf der Evolution ist das limbische System entstanden, welches die emotionalen Komponenten vieler Gehirnprozesse vermittelt. Die limbischen Zentren sind Teil eines allgemeinen Bewertungssystems im Gehirn. Es gestattet uns die Entscheidung, ob ein Ereignis vorteilhaft und lustvoll ist und demzufolge wiederholt werden sollte, oder ob es sich schlecht und schmerzhaft anfühlt und demzufolge gemieden werden sollte. Die Körpergefühle und Emotionen, die uns über angenehm und „suchen“ oder unangenehm und „meiden“ informieren, werden oft auch als somatischen marker bezeichnet. Das limbische System bildet die Grundlage der psychischen Vorgänge im Organismus, es sichert unser inneres biologisches Gleichgewicht sowie das äußere Gleichgewicht in den Beziehungen zu belebten und unbelebten Umwelt. Es durchzieht sowohl die älteren Teile des Gehirns als auch das Großhirn.

Wie in der letzten Folge dargestellt, gehört zum limbischen System als basale Ebene der Hypothalamus mit der Hypophyse als lebenserhaltendem System. In der Vermittlung der lebenserhaltenden Funktionen von Atmung, Blutdruck, Kreislauf hat diese Ebene die gleichen Funktionen, wie auch schon bei Reptilien. Als Reaktion auf lebensbedrohliche Situationen wird der Totstellreflex von dieser Ebene des limbischen Systems ausgelöst. Zur unteren Ebene des limbischen Systems gehören auch die Raphe-Kerne der Serotoninproduktion. Über die Ausschüttung von Serotonin wird u.a. das Einschlafen erleichtert, denn am Beginn der Einschlafphase wirkt Serotonin beruhigend, bevor Melatonin wirkt, aber auch das Sättigungsgefühl und Temperatur reguliert. Je nach innerem Erregungszustand verändert sich z.B. unsere Hauttemperatur, wir schwitzen vor Aufregung oder Angst. Serotonin nimmt grundlegenden Einfluss auf das gesamte Gehirn als beruhigende Komponente. Die Teile des limbischen Systems im Hirnstamm und Hypothalamus regulieren das vegetativ-affektive Verhalten. Sie beeinflussen insbesondere die Funktion der Stressreaktion und der Erholung, also die Regulation des inneren Zustandes.

Zum limbischen System gehören weiterhin Zentren die die Entstehung von Emotionen hervorrufen und der Bewertung aller Erfahrungen in „Suchen“ und „meiden“ ermöglichen. Das sind ältere Teile des Großhirns wie die Struktur des Mandelkerns (Amygdala), der Hippokampus, die Basalganglien sowie einige Teile der Großhirnrinde. Der Mandelkern erhält u.a. Eingänge aus Geruchszentren, hier werden Pheromone verarbeitet, außerdem Informationen aus Eingeweiden (Bauchgefühl). Weiterhin erhält er eingehende Informationen aus somatosensorischen, visuellen, auditorischen Nervenzellen sowie Informationen des Cortex und löst entsprechende Reaktionen im Hypothalamus aus. Der Mandelkern verarbeitet den emotionalen Kontext positiver wie negativer Situationen in Hinblick auf Risikoeischätzung. Erfahrungen, insbesondere der frühen Kindheit, werden als Vermeidungs- oder Annäherungswünsche abgespeichert. Die genaue Abspeicherung der Kontextinformationen erfolgt im Hippokampus. Wir erleben die Gefühle körperlich, diese Körperreaktionen werden als somatische marker bezeichnet, z.B. das Herz hüpft vor Freude, Furcht schlägt auf Magen.

Teile der Basalganglien spielen die wesentliche Rolle bei Belohnung und bei Belohnungserwartungen. Die Neuronen reagieren auf Dopamin, vor allem auf unerwartete Belohnungen im Sinne erfolgreicher Handlungen. Der besondere Wert einer unerwartet erfolgreichen Handlung treibt zur Wiederholung mit erneuter Belohnung an und unterstützt die Einspeicherung dieses Lerninhaltes. An einer emotionalen Bewertung sind ebenso der Hippokampus für die Kontextbewertung, die Amygdala für die Bewertung von Gefahr oder Sicherheit beteiligt. Der erfolgte Abgleich auf der unbewussten Ebene wir dann an den bewusstseinsfähigen limbischen Cortex vermittelt. Der limbische Cortes stellt die Ebene unserer bewussten Motive und Gefühle dar, wie sie im Verlauf der Entwicklung eines jeden Menschen durch die Gesellschaft vermittelt werden. Diese Zentren reifen sehr langsam im Verlauf von Kindheit und insbesondere Pubertät heran.